05-09-2001
Die Entdeckungslust nimmt kein Ende!
 

 

Schlimm, schlimm. Heute habe ich es schon wieder nicht gleich an den Campus geschafft, weil meine Neugierde, das Haus zu erkunden noch größter war. So habe ich mich nach dem Aufstehen und Frühstücken also erstmal wieder (im Schlafanzug - so groß war die Neugierde, ts ts ts) auf den Speicher unseres schönen Hauses begeben. Also ein Speicher in dem Sinne ist das eigentlich gar nicht, sondern ein ehemals wunderschönes Zimmer, so mit kleinen Gauben für die Fenster, ganz abgefahrenen Schrägen an allen Seiten und einem sehr schönen Grundriß. Die Treppe nach unten ist dann wie so ein Balkon eingefügt - also wenn das mal renoviert würde, wäre das echt ein Traum-Zimmer. Aber leider sieht es halt aus wie - naja - ich glaube, ihr wißt schon was ich meine. Tapete hängt von der Decke, Wasserflecken überall, der Boden superdreckig, die Wandfarbe (ein grelles Türkis mit einigen Flecken) total verstaubt, und alles voller altem Schrott. In etwa wie im Wintergarten, nur dass da oben leider ungefähr 5 Mal soviel Platz ist - puh. Zumindest habe ich da oben dann noch einen Schreibtisch entdeckt, der eigentlich ganz brauchbar aussieht, und somit schon fest für den Wintergarten eingeplant ist. Nur brauche ich noch jemanden, der mir tragen hilft, weil das Ding einfach sauschwer ist. Ich hab's schon aus der hintersten Ecke bis nach vorne zur Treppe geschafft, aber dabei habe ich mir auch schon fast einen Bruch gehoben. So muss ich eben Magnus mal irgendwann fragen, ob er mal mit anpackt.

Nachmittags war ich dann nochmal unterwegs, einiges am Campus erledigen (beim Office of International Education zum 20sten Mal vergeblich nach meinem Brief vom Institute of International Education in Chicago nachfragen wegen der Krankenversicherungskarte, Einkaufen, ein paar Artikel kopieren und mails beantworten. Naja.

Als ich dann zu Hause war, hatte ich kaum Zeit, mich umzuziehen, da mußte ich schon wieder los: Und zwar zum Beachvolleyball. Und das war echt superlustig diesmal. Habe ich schon erwähnt, dass wir uns in einer Gruppe von Studenten (die meisten Psych, aber auch einige andere) zusammengefunden haben, um regelmäßig mittwochs Beachvolleyball zu spielen? - naja, zumindest habe ich mich diesmal mit dem Fahrrad auf den Weg zum Westcampus gemacht, wo die "Sandkisten" sind, denn letztes Mal bin ich am Ende eine Viertelstunde zu spät gekommen, weil ich mich so verschätzt habe, was die Zeiten und das hin- und herfahren hier auf dem Campus angeht. Ich dachte, wenn die Felder auf dem West-Campus (!) sind, dann können sie so weit ja nicht weg sein - immerhin ist es ja noch Campus-Gelände. Pustekuchen. Ich habe nach einem recht langen Marsch doch gemerkt, dass es ohne Bus nicht zu schaffen sein würde, und bin dann sogar noch 15 Minuten mit dem Bus unterwegs gewesen - krass. Dafür ist es da draußen "im Westen" sehr schön, viel grüne Wiese, einige kleine Tümpel, sehr viele Sportanlagen und noch einige Uni-Gebäude.

Nun ja, und diesmal bin ich wie gesagt mit dem Fahrrad hingefahren. Nach wie vor mit einer nicht funktionierenden und einer mehr quietschenden als bremsenden Bremse, klappernden Schutzblechen und schlecht aufgepumpten Reifen. Aber heute sollte alles anders werden. Am Ende des vierten Spiels haben sich ein paar Leute auf den nach-Hause-Weg gemacht, weil es schon dunkel wurde, so auch Jamie. Da er in ganz in der Nähe von mir wohnt, haben wir beschlossen zusammen zu fahren, und unterwegs stellte sich heraus, das Jamie der absolute Fahrrad-Fanatiker ist. So hat er in seinem Wohnzimmer sämtliches Werkzeug rumfliegen, einen "bike-stand" dort aufgebaut und alles mit Plane ausgelegt. Schwuppdiwupp habe ich meine Klapperschüssel dort also wiedergefunden - er hat das Quietschen der Bremsen wohl einfach nicht mehr ertragen - und hat mir die Bremsbacken neu justiert (getreu nach Deinen Ratschlägen, Papa :)), hat alles ein bisschen geölt, mit die Reifen gut aufgepumpt, mir den Sattel eingestellt, und die Schutzbleche etwas gerade gezogen (letzteres hat leider nix genützt, aber der Rest ist eine wirklich Steigerung des Fahrkomforts... wow!). Dann haben wir noch ein paar Photoalben angeschaut, weil Jamie schon ganz schön weit rumgekommen ist, und zwar in interessanten Ländern (bisher kenne ich einige Bilder von Australien und Afrika, aber es gibt wohl mehr davon), und haben ein Glas lila-blaues Gatorade geschlürft. Jamie meinte, das wäre unerläßlich, wenn ich die amerikanische Kultur schon kennenlernen wolle. War auch gar nicht so unlecker, das Zeug. Wenn man mit geschlossenen Augen getrunken hat. Und für mittwochs abends nach dem Volleyball ist das ja eigentlich auch ganz gesund. Hoffentlich.

Zu Hause angekommen habe ich dann ein bisschen ferngesehen und lecker "Wendy's"-Salat gegessen (da gibt es wirklich einen super-Deal: Die verkaufen kleine Beilagen-Salate, die echt lecker sind, für 99 cents. Und wenn man sich davon zwei holt, dann hat man eine richtig schöne Salatschüssel voll, und zahlt weniger als 2 Dollar dafür...), als mich eine Riesenüberraschung erreichte: Ein Anruf von Melanie!

Ja, sie hat es auch bis nach Columbus geschafft. Melanie ist auch mit Fulbright hier an der Ohio State University für die nächsten paar quarter. Sie kommt aus Bonn und studiert Mathe und Informatik, und ich habe mich bei unserem Vorbereitungstreffen in Bremen spontan sehr gut mit ihr verstanden, so dass wir sogar in Erwägung ziehen hier zusammen zu ziehen. Das hätte den Riesenvorteil, dass wir uns dann auch gut ein Auto teilen könnten.
Tja, Melanie wohnt also im Moment noch bei ihren Gasteltern, und morgen werde ich ihr wohl mal den Campus ein bisschen zeigen und so. Aber das erzähle ich dann morgen. War doch ein anstrengender Abend heute.

Bis dann,

die aneka :)